Der »Süd-Ossetien-Krieg«: Die regionale Dimension

Von Uwe Halbach

Zusammenfassung
Der sechste Kaukasuskrieg hat sich seit einiger Zeit angekündigt. Natürlich stellt sich die Frage, wer welchen Anteil daran hatte, dass es zu solch einer Eskalation kam. Die Antwort ist nicht einfach. Der Krieg ging aus einer sich seit März 2008 verdichtenden Ereigniskette gegenseitiger Provokationen hervor, in der alle beteiligten Konfliktseiten mit dem Feuer gespielt haben. In den letzten vier Jahren begab sich Georgien mit seiner prononcierten außen-und sicherheitspolitischen Ausrichtung nach Westen und einer forcierten Politik der Reintegration seiner abtrünnigen Landesteile in Konflikt mit Russland. Dabei traf das georgische Bestreben nach Emanzipation von russischer Machtpolitik auf eine Realität, in der Russland nach wie vor über wichtige Hebel zur Einmischung in südkaukasische Angelegenheiten verfügte. Wie es dann zu der unseligen georgischen Offensive gegen Zchinwali vom 7.–8. August kam, bleibt gleichwohl eine offene Frage, die der georgische Präsident vor allem seinem eigenen Land zu beantworten hat.

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Analyse

»Neoeurasismus« und Antiamerikanismus als Grundbestandteile des außenpolitischen Denkens in Russland

Von Andreas Umland
Die jüngste antiwestliche Aggressivität Russlands gründet unter anderem auf einer Koordinatenverschiebung im innerrussischen politischen Diskurs, welcher immer stärker von einer Denkschule bzw. Intellektuellenbewegung beeinfl usst wird, die sich selbst häufi g als »neoeurasisch« defi niert. Zwischen den verschiedenen Spielarten des »Neoeurasismus« existieren erhebliche weltanschauliche Unterschiede, wobei ein rabiater Antiamerikanismus das vereinigende Element bildet. Oft dient der demonstrative Rückgriff auf den klassischen Eurasismus der russischen Emigration der Zwischenkriegszeit rechtsradikalen Intellektuellen als Deckmantel für eine Infi ltrierung des postsowjetischen Denkens mit neorassistischen, okkultistischen und faschistischen Ideen. Der Führer der so genannten Internationalen Eurasischen Bewegung, Alexander Dugin, ist trotz seiner früheren Apologetik des »Dritten Reiches« heute zu einem angesehenen Kommentator aktuellpolitischer Ereignisse und anerkannten politischen Philosophen aufgestiegen. (…)
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Analyse

Das Feindbild Westen im Russland von heute

Von Susan Stewart
In den letzten Jahren wird in Russland wieder stärker ein Feindbild »Westen« propagiert. Das Feindbild wird von oben lanciert, findet in der russischen Gesellschaft aber starke Resonanz. Es bezieht sich vor allem auf die USA und ist eng mit einem positiven Selbstbild Russlands verbunden, das offiziell verbreitet wird. Das Feindbild erfüllt hauptsächlich eine innenpolitische Funktion, sendet aber auch Signale an externe Akteure und beeinflusst ihre Haltung Russland gegenüber.
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