Exposé von Ministerpräsidentin Beata Szydło [Auszüge zur Schulpolitik]

[Ausführungen zur Schulpolitik]

[…]

Eine große Herausforderung, vor der wir stehen, ist das Bildungswesen […]. Im Zusammenhang mit dem Bildungswesen und dem Problem der polnischen Familien muss die gegen den Willen der Eltern eingeführte Schulpflicht für 6-Jährige angesprochen werden. Unsere Regierung wird diese Änderungen rückgängig machen. Die polnischen Eltern werden das Recht haben zu wählen, denn sie kennen ihre Kinder am besten. Die Eltern werden entscheiden, ob ihr Kind im Alter von sechs oder sieben Jahren in die Schule kommen wird. Diese Änderung werden wir in den ersten 100 Tagen unserer Regierung durchführen. Änderungen werden auch das System der Schulbildung betreffen. Wir werden schrittweise zur 8-jährigen Grundschule und zum 4-jährigen Lyzeum zurückkehren. An dieser Stelle möchte ich mich an die sehr verehrten Lehrerinnen und Lehrer wenden, denn ich weiß, dass solche Fragen und Befürchtungen auftreten. Haben Sie bitte keine Angst! Unser übergeordnetes Ziel wird es sein, Ihre Erfahrung zu nutzen. Die Änderungen werden evolutionär vonstatten gehen, wir wollen das Potential der polnischen Lehrer bestmöglich nutzen. Wir werden die Änderungen in Absprache mit Ihnen durchführen, wir werden sie so durchführen, dass der Beruf des Lehrers die ihm gebührende Position und Würde erlangt. Dass die polnischen Kinder von der polnischen Schule bestmöglich gebildet und erzogen werden. Dass endlich die Eltern Partner im Bildungsprozess ihrer Kinder werden. […] Ein außerordentliches Problem der polnischen Schule […] ist die Bürokratisierung. Wir entbürokratisieren die polnische Schule. Die polnische Schule muss lehren und erziehen, und die polnischen Lehrer sollen würdige Bedingungen haben, um die jungen Generationen der Polen auszubilden. […] ein weiteres Problem, das häufig angesprochen wird, wenn über das Bildungswesen gesprochen wird, ist das sogenannte Testsystem. Das Leben – das sind keine Tests. Sich im Leben zurechtzufinden, erfordert wirkliches Wissen und auch eine richtige Haltung. Eben gerade das Wissen und die Haltung sollte die Schule entwickeln. Ein Bestandteil dieser Haltung sollte ein starkes Gefühl der nationalen Identität und des Patriotismus sein. Die hohen fachlichen Anforderungen, die hohen erzieherischen Anforderungen und die starke Gestaltung des Bewusstseins ist der Weg zum Erfolg sowohl im individuellen als auch im nationalen Bereich. Es gilt, zum vollständigen Geschichtsunterricht und zum klassischen Lektürekanon zurückzukehren. […]

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

Quelle: <https://premier.gov.pl/expose-premier-beaty-szydlo-stenogram.html> (abgerufen am 27.09.2018).

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Analyse

Die Reform des Schulsystems in Polen

Von Andrzej Kaluza
Seit einem Jahr wirkt die Schulreform der Regierung von Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS), die zu dem zweistufigen Schulsystem aus 8-jähriger Grundschule und weiterführender Schule zurückkehrt, das der Elterngeneration aus der Zeit vor der Reform von 1998 bekannt ist. Der PiS galt das Bildungssystem, wie es zuletzt unter der Vorgängerregierung reformiert worden war, als zu liberal und pluralistisch. In den Vordergrund der jüngsten Reform rückt die schulische Erziehung im Sinne des »guten Wandels«. Das bedeutet weniger moderne Lehrmethoden und kaum Erziehung zur Selbständigkeit, vielmehr die Anknüpfung an traditionelle Inhalte und Lehrformen. Der Autor unterzieht die aktuelle und die ihr vorangegangenen großen Schulreformen einer kritischen Analyse und erläutert, warum sich die betroffenen Gruppen – Lehrer, Schüler und Eltern – heute zufrieden zeigen bzw. (…)
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