Religion im Ukraine-Konflikt

Von Oleg Friesen (Berlin)

Zusammenfassung
Die Glaubensspaltung zwischen den orthodoxen Patriarchaten hat der Maidan nicht überwunden. Im Gegenteil, der Kirchenstreit ist neu aufgeflammt. Während Priester des Kiewer Patriarchats den Demonstranten auf dem Maidan Rückhalt gaben, blieben die Priester des Moskauer Patriarchats ihm fern.

Einleitung

»Verbietet die anti-ukrainische Tätigkeit des Moskauer Patriarchats«, skandiert man auf dem Maidan – obwohl es sich beim Moskauer Patriarchat um die mitgliederstärkste orthodoxe Kirche der Ukraine handelt. Auf der Suche nach den Ursachen des heutigen Konflikts in der Ukraine stößt man vor allem auf das Problem der gesellschaftlichen Spaltung des Landes in Ost und West: In Ukrainisch- oder Russischsprecher, Verehrer oder Gegner von Stepan Bandera, in Menschen, die die Zukunft ihres Landes im Bündnis mit Russland oder mit der Europäischen Union sehen. Der Maidan hat diese Gräben scheinbar überwunden. Es wird angenommen, dass ein Drittel aller Menschen auf dem Maidan russischsprachig war. Ukrainer aus allen Landesteilen demonstrierten unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft für eine demokratische europäische Ukraine und gegen das korrupte Regime des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Auch der gegenwärtige Konflikt im Osten des Landes zeigt, dass die Ost-West-Schablone nicht mehr passt. Auch in den umkämpften Städten Donezk und Luhansk haben die Separatisten nicht den Rückhalt in der Bevölkerung, den sie benötigen. Auch mehrheitlich russischsprachige Regionen, wie Odessa und Cherson, demonstrieren offen ihre Verbundenheit zum ukrainischen Staat. In Kiew stand auf dem Maidan noch bis zum Sommer die Bühne, von der aus die Oppositionsführer den Aufstand gegen Janukowytsch moderiert und sich an die Menge gewandt haben. Dort fanden bis zur Beseitigung dieser Bühne im August 2014 täglich Veranstaltungen statt, sonntags das »Narodne Wetsche«, benannt nach einer altslawischen Volksversammlung. Die Bühne war mit Ikonen und Marienbildnissen geschmückt, und oft hielten orthodoxe Priester öffentliche Gottesdienste ab.

Die Priester sind es auch, die nach den Ereignissen auf dem Maidan in Erinnerung bleiben, wie sie sich zwischen Demonstranten und Berkut-Einheiten stellten und gemeinsam mit den Demonstranten beteten. Viele Gebete forderten die Gründung einer ukrainischen Landeskirche, denn, so die Gläubigen, ein unabhängiges Volk brauche auch eine unabhängige nationale Kirche. Religion spielt im Leben der Ukrainer oft eine große Rolle. Das »Narodne Wetsche« vom 27. Juli hatte die Gründung der Landeskirche zum zentralen Thema erhoben – genauso wie das Verbot der »anti-ukrainischen Tätigkeit« des Moskauer Patriarchats in der Ukraine.

Glauben oder Politik?

Um den Titel der Landeskirche streiten sich drei orthodoxe Kirchen in der Ukraine. Die beiden bedeutendsten sind die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats und die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats, deren Kleriker sich unversöhnlich gegenüberstehen. Die drittgrößte ukrainische orthodoxe Kirche ist die Autokephale Ukrainisch-Orthodoxe Kirche. Diese hat sich 1918 vom Moskauer Patriarchat abgespalten, während der ersten kurzen Unabhängigkeit der Ukraine. Von der Roten Armee im Bürgerkrieg vertrieben, gilt sie seither als Exilkirche und hat heute ihre meisten Mitglieder innerhalb der ukrainischen Diaspora Nordamerikas.

Oft kommt es auch zu offener Gewalt, etwa wenn Gläubige Kirchen besetzen. In diesem Streit spielt auch die Politik eine Rolle, denn der ukrainische Staat mischt sich ein. Ein Beispiel dafür ist das auf eine Beschwerde des ukrainischen Kultusministeriums zurückgehende Einreiseverbot für den Moskauer Patriarchen Kyrill im Juni 2014. Dabei ist der Moskauer Patriarch das Oberhaupt der größten orthodoxen Kirche der Ukraine – der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Die Priester auf dem Maidan zeigen, dass Religion für die Ukrainer eine große Rolle spielt und Teil ihres nationalen Selbstverständnisses ist. Um den Konflikt zu verstehen, hat der Autor im Juli 2014 mit Vertretern beider großen orthodoxen Kirchen in der Ukraine gesprochen und die Frage gestellt, ob die Fronten wirklich so eindeutig sind wie zum Beispiel auf der Volksversammlung am 27. Juli dargestellt.

»Das Moskauer Patriarchat ist ein Instrument der russischen Regierung …«

Die Michaelskathedrale thront mit ihren goldenen Kuppeln und Türmen über der Stadt Kiew und ist seit ihrem Neuaufbau vor fünfzehn Jahren (die Kommunisten rissen die mittelalterliche Kathedrale in den dreißiger Jahren ab) wieder ein Wahrzeichen Kiews. Ende der neunziger Jahre baute der ukrainische Staat die Kirche wieder auf und übergab sie der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, die sie wieder orthodox weihte. Das Kiewer Patriarchat spaltete sich 1992 vom Moskauer Patriarchat ab, innerhalb dessen es bis dahin eine Metropolie gebildet hatte. Ziel war es damals, eine eigenständige und allen anderen orthodoxen Kirchen ebenbürtige ukrainisch-orthodoxe Kirche zu gründen. Doch die Verhandlungen des damaligen Metropoliten von Kiew Filaret mit dem Moskauer Patriarchen Alexij II. scheiterten – und damit auch das Ziel, die Abspaltung mit kanonischer Legitimität durchzuführen. Bis heute geben sich beide Seiten die Schuld am Abbruch der Verhandlungen.

Metropolit Filaret ließ sich von gleichgesinnten ukrainischen Bischöfen zum Patriarchen von Kiew wählen und gründete damit die dritte ukrainisch-orthodoxe Kirche.

Durch den Hof der Michaelskathedrale geht eine Gruppe von Seminaristen, welche sich sichtlich daran stören, auf Russisch angesprochen zu werden. Sie wechseln erst die Sprache, als der Autor versichert, nicht aus Russland zu kommen. Sehr emotional berichten sie über die Ungerechtigkeit, die sie gegenüber dem Moskauer Patriarchat empfinden, von dem sie sich abgespalten haben. Man lebe schließlich nach den gleichen Regeln, verehre die gleichen Heiligen und die Theologie sei identisch. Allein die Liturgiesprache ist im Kiewer Patriarchat Ukrainisch statt Altkirchenslawisch. Die Ukraine habe das Recht auf eine eigene Kirche, besonders da das Moskauer Patriarchat, so die Seminaristen, eng mit der russischen Regierung zusammenarbeite und Träger des russischen, nicht des ukrainischen Nationalgefühls sei. Das zeigten auch Geschichtsbücher, die in den Kirchenläden des Moskauer Patriarchats die russische Geschichte verherrlichten.

Das Problem des Kiewer Patriarchats ist, dass es von keiner anderen kanonischen orthodoxen Kirche anerkannt wird. Kanonisches Recht spielt in der Orthodoxie eine große Rolle. Laut ihrem Selbstverständnis verstehen sich die orthodoxen Kirchen, wie auch die römisch-katholische Kirche, in einer apostolischen Kontinuität, welche sich im Katholizismus auf den Apostel Petrus und in der Orthodoxie auf den Apostel Andreas beruft. Eine Kirche, welche diese Kontinuität unterbricht, ist nicht legitim und wird nicht vom Heiligen Geist geleitet. Die Seminaristen sind optimistisch, dass die anderen orthodoxen Kirchen ihre Kirche noch anerkennen werden. Das ukrainische Volk sei auf ihrer Seite. Verhandlungen mit anderen orthodoxen Patriarchen hat es bereits gegeben. 2008 war der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartolomaios zu Besuch in Kiew. Damals nutzte Ex-Präsident Juschtschenko die Feierlichkeiten zum 1020. Jahrestag der Taufe der Kiewer Rus, um für eine Anerkennung des Kiewer Patriarchats zu werben. Jedoch ohne Erfolg.

Ein Dialog besteht hingegen mit der Römisch-Katholischen Kirche in der Ukraine sowie mit der Griechisch-Katholischen Kirche. Zusammen standen sie auf dem Maidan, auf dem »Narodne Wetsche« treten sie bis heute gemeinsam auf. Vertreter der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats bleiben dem Maidan jedoch weiter fern.

»Das Kiewer Patriarchat ist eine politische Organisation, keine Kirche.«

Nach der Kirchenspaltung von 1992 musste der ukrainische Staat entscheiden, welches Patriarchat welches Kirchengebäude in Kiew erhält. Jetzt gehört die wiederaufgebaute Michaelskathedrale zum Kiewer Patriarchat, die den Tourismusmagnet Andreasstieg verzierende Andreaskirche gehört zur Autokephalen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. Die Sophienkathedrale, eine der ältesten Kirchen der Kiewer Rus aus dem 11. Jahrhundert, machte die Regierung als Kompromiss zum Museum. Das bedeutende Kiewer Höhlenkloster – die Lawra – wurde dem Moskauer Patriarchat zugesprochen, dessen Kiewer Metropolie einen Autonomiestatus vom Moskauer Zentrum genießt.

Es war Zar Nikolaj I., der Kiew »Jerusalem des Ostens« genannt haben soll. Schließlich ist Kiew der Ort, an dem im Jahr 988 der heiliggesprochene Fürst Wladimir die zuvor heidnische Rus taufte. Kiew verdankt diesen Ruf seinen vielen Kirchen, aber auch dem Höhlenkloster, welches ebenfalls seit dem 11. Jahrhundert besteht und viele orthodoxe Heilige hervorgebracht hat. Die Uspenskij-Kathedrale ist die Hauptkirche der Lawra und beherbergt von den Gläubigen als wunderbringend verehrte Ikonen. Zu Sowjetzeiten befand sich in ihr das »Museum des Atheismus«. Während des Zweiten Weltkrieges sprengte die deutsche Besatzungsmacht die Kirche. Zum 2010. Jubiläum baute die unabhängige Ukraine sie wieder auf.

Es erstaunt, dass Vater Jossif, Erzpriester im Höhlenkloster des Moskauer Patriarchats, ebenfalls nur ungern Russisch sprechen will. Er versichert, das habe keinen politischen Hintergrund, sondern sei Gewohnheitssache. Vater Jossif kommt aus der Westukraine, genauso wie der Großteil der Bischöfe der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Am 5. Juli 2014 ist der Metropolit von Kiew, Wolodymyr (Sabodan), gestorben. Er kam aus der Region Chmelnyzkyj und war bekannt als Freund ukrainischer Trachten und als Verehrer des ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko. Sein Nachfolger als Mitropolit von Kiew ist Bischof Onufrij, geboren in der Nähe von Tscherniwtzi in der südwestukrainischen Bukowina.

Vater Jossif bestreitet Vorwürfe, anti-ukrainisch zu sein. Jeder ihm bekannte Priester sei für eine einheitliche Ukraine. Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats strebt, so Vater Jossif, ebenfalls ein ukrainisches – von Moskau unabhängiges – Patriarchat an. Dieses Ziel muss jedoch nach kanonischem Recht erreicht werden. Die Würdenträger des Kiewer Patriarchats haben die apostolische Kontinuität unterbrochen, indem sie sich selbst zu Bischöfen und Patriarchen erhoben haben. Sie sollten nach Vater Jossifs Meinung als Büßer in die kanonische Kirche zurückkehren, um die Spaltung zu überwinden. Die Abwesenheit der Priester seiner Kirche vom Maidan erklärt der Erzpriester damit, dass Politik nicht die Aufgabe der Kirche sei. Dem Patriarchen von Kiew Filaret wirft er vor, sich als Ideologe des ukrainischen Nationalbewusstseins zu verstehen und Politik statt Theologie zu betreiben. Zudem sei Filaret 1988 selbst Anwärter auf das Moskauer Patriarchenamt gewesen, konnte sich aber gegen den späteren Patriarchen Alexij II. nicht durchsetzen. Dass Filaret sich aus Protest gegen diese Niederlage vom Moskauer Patriarchat losgesagt hat, ist eine unter Gläubigen des Moskauer Patriarchats weit verbreitete Meinung.

Auf Worte folgen oft Gewalttaten – doch die Fronten sind nicht eindeutig

Einen Tag nach dem Gespräch mit Vater Jossif wurde die Lawra von maskierten Männern gestürmt, welche sich selbst als ukrainische Nationalisten bezeichneten und das Kloster mit Gewalt für das Kiewer Patriarchat beanspruchen wollten. Welche Ziele die heute noch auf dem Maidan zeltenden Menschen verfolgen, ist nicht mehr klar. Oft erkennt man nicht, ob es sich um eine ernsthafte politische Aktion oder um eine Provokation handelt. In diesem Fall konnte die ukrainische Polizei den Streit im Kloster gewaltlos beenden. Kirchenbesetzungen sind keine Seltenheiten. Es gab sie schon seit der Kirchenspaltung, die Zahl solcher Delikte ist seit dem Maidan gestiegen. Nach der Besetzung schrieb das Bischofskollegium der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats einen offenen Brief an den ukrainischen Präsidenten Poroschenko mit der Bitte, die Kirche gegen Gewalttaten zu schützen. Die Bischöfe wehrten sich zudem gegen Vorwürfe, ihre Kirche sei illoyal gegenüber der Ukraine. Sie bekräftigten in dem auf der Internetseite ihrer Metropolie veröffentlichten Schreiben, dass sie für eine einheitliche Ukraine, für ihren Präsidenten, aber auch für das Ende des Krieges in der Ostukraine beteten.

Es stellt sich die Frage, wieso diese Spaltung besteht, wenn doch beide Patriarchate eine unabhängige ukrainische Landeskirche anstreben und ihre Loyalität zu einer unabhängigen Ukraine erklären. Die Loyalität der ukrainischen Priester des Moskauer Patriarchats wird jedoch durch Bilder in Frage gestellt, auf denen Priester des Moskauer Patriarchats in der Ostukraine offen auf der Seite der Separatisten auftreten und dazu aufrufen, für ihre Sache zu beten. Das wirft die Frage auf, wie weit die Autonomie der Kiewer Metropolie innerhalb des Moskauer Patriarchats wirklich reicht – und wie straff sie als Kirche organisiert ist, wenn die Priester im Osten Separatisten segnen und damit den Loyalitätsbekundungen ihrer Bischöfe zur Ukraine widersprechen.

Für das russische nationale Selbstverständnis spielt die orthodoxe Religion ebenfalls eine große Rolle. Der russische Präsident Putin weiß damit umzugehen, wenn er sich medienwirksam mit kirchlichen Würdenträgern fotografieren lässt. Doch auf der Trauerfeier für den am 5. Juli verstorbenen Kiewer Metropoliten Wolodymyr war es der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der Blumen an den Sarg legte. Das Verhältnis des Metropoliten zum früheren ukrainischen Präsidenten Janukowytsch, der dem Moskauer Patriarchat angehörte, galt als angespannt. Er wehrte sich dagegen, von Janukowytsch vereinnahmt zu werden.

Die Priester, die im Osten der Ukraine die Separatistenführer segnen, zeigen ein widersprüchliches Bild der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Demgegenüber stehen der Brief des Bischofskollegiums, in dem es heißt, man unterstütze die neue Regierung der Ukraine, oder Bekundungen wie jene des Kiewer Priesters Vater Jossif. Vom neuen Mitropoliten von Kiew Onufrij wird erwartet, dass er radikale Schritte in die eine oder andere Richtung unterlässt und somit den gemäßigten Kurs seines Vorgängers weiterführt. Dies soll die Einheit seiner Kirche wahren.

Fazit

Der Maidan hat viele Ukrainer zusammengebracht, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Muttersprache. So ist bedauerlich, dass vom aktuellen Maidan in den Zeiten tiefster Krise in Form von Krieg Worte erklingen, die spalten statt vereinen. Redner, die sich für eine unabhängige, einheitliche ukrainische Kirche aussprechen, tun sich keinen Gefallen, wenn sie dies mit einem Verbot der mitgliederstärksten orthodoxen Kirche der Ukraine herbeiführen wollen oder durch Vorwürfe an diese, anti-ukrainisch zu handeln. Präsident Poroschenkos Anwesenheit auf der Trauerfeier für den verstorbenen Metropoliten Wolodymyr war dagegen ein Zeichen der Einigkeit. Bis es jedoch zu einer Einigung beider Kirchen kommt, herrschen in Kiew, dem »Jerusalem des Ostens«, Jerusalemer Zustände, wenn man sich die Glaubensspaltung vergegenwärtigt.

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