Der Prozess gegen die Punk-Band Pussy Riot

Die feministische, regierungs- und kirchenkritische Punk-Band »Pussy-Riot« gründete sich im Jahr 2011 in Moskau. Ihr gehören etwa zehn junge Frauen an, welche sich als Vertreterinnen des »Riot Grrrl Movement« sehen und unter anderem Bands wie »Bikini Kill« als ihr Vorbild ansehen. Die Band ist für ihre spontanen Auftritte auf öffentlichen Plätzen bekannt, ihr Markenzeichen ist das Tragen greller Kleider und Sturmmasken, welche es ihnen erlauben, anonym zu bleiben. In Folge ihres Auftrittes in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau am 21. Februar 2012, dem Vortag der Präsidentschaftswahlen, während dem sie ein »Punk-Gebet« abhielten und Gott dazu aufriefen, sie von Putin zu befreien, wurden drei Mitglieder der Band verhaftet. Nadeschda Tolkonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina entschuldigten sich kurz nach ihrem Auftritt bei den Gläubigen und betonten, dass sie ihre religiösen Gefühle nicht verletzen wollten. Die Untersuchungshaft wurde mehrmals verlängert.

Die jungen Frauen wurden schließlich nach Paragraph 213, Absatz 2 wegen »grober Verletzung der öffentlichen Ordnung und Rowdytums« sowie Verletzung religiöser Gefühle angeklagt. Während des Gerichtsprozesses, der Ende Juli begann, mussten die Angeklagten sich in einem Glaskäfig aufhalten, Kritik über schlechte Haftbedingungen wurde laut.

Gemäß des oben genannten Paragraphen wurden Tolkonnikowa, Samuzewitsch und Aljochina zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt.

Der internationale Protest gegen die Inhaftierung sowie das anschließende Urteil war groß, zahlreiche Politiker und prominente Künstler sprachen den drei Frauen ihre Solidarität aus. Auch internationale Beobachter und Amnesty International kritisierten den Prozess scharf. Nachdem im Juni dieses Jahres bereits die Demonstrationsgesetze rigoros verschärft wurden, so dass Demonstranten extrem hohe Geldstrafen drohen, wird der Prozess als weiterer Schritt gesehen, um die Opposition zu schwächen und abzuschrecken.

Das Echo der russischen Presse fällt deutlich milder aus, wie die unten dokumentierten Pressestimmen zeigen. Die ebenfalls unten folgenden Ergebnisse repräsentativer Umfragen des Lewada-Zentrums geben einen Einblick in die Haltungen der russischen Bevölkerung.

Sophie Schmäing

Zum Weiterlesen


Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS