Die aktuelle Situation der Gewerkschaften in Polen

Von Clemens Rode

Zusammenfassung
Es gibt in Polen drei große Gewerkschaftsbünde mit zusammen etwa 1,9 Millionen Mitgliedern: die 1980 gegründete NSZZ »Solidarność«, den 1984 entstandenen Gewerkschaftsbund OPZZ und das 2002 vom OPZZ abgespalteten FZZ Forum. Trotz der Vielzahl an Gewerkschaftsbünden sind nur 17 % der polnischen Beschäftigten in Gewerkschaften organisiert. Der Organisationsgrad der Werktätigen ist vor allem noch im Bergbau, im Hüttenwesen, im Eisenbahnsektor und im Bildungssektor hoch. In 97 % der Betriebe des Landes gibt es keine Gewerkschaften, vor allem nicht in kleineren und mittleren Unternehmen. Zu den besonderen Herausforderungen der polnischen Gewerkschaftsbewegung gehören die Überwindung der organisatorischen Zersplitterung, die Verhinderung des weiteren Mitgliederschwunds und die sozialverträgliche Begleitung der noch ausstehenden Privatisierungsprozesse bei 740 Staatsunternehmen. Migration, Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlicher Boom führten in der jüngsten Zeit zu einer fundamentalen Verbesserung der Verhandlungsposition polnischer Gewerkschaften auf betrieblicher Ebene; zugleich verliert Polen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil infolge rapide steigender Lohnkosten.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Analyse

Die litauische Minderheit in Polen und die polnische Nationalitätenpolitik

Von Swetlana Tschervonnaja
Polen war über viele Jahrhunderte ein Vielvölkerstaat. Durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen (Gebietsverschiebungen, Zwangsumsiedlungen) sowie eine minderheitenfeindliche Politik in der Volksrepublik Polen änderte sich dies massiv. Die vor dem Krieg ausgeprägte gesellschaftliche Aktivität der litauischen Minderheit in unterschiedlichen Organisationen wurde ab den 1950er Jahren auf die staatlich kontrollierte Sozial-kulturelle Gesellschaft der Litauer beschränkt. Im Kontext der politischen Wende von 1989/90 erhielten die nationalen Minderheiten in Polen das Recht, ihre Sprache, Kultur und Tradition zu pflegen und zu entwickeln. Die litauische Minderheit, die v.a. (…)
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