Harte Zeiten für Arbeitsmigranten. Auswirkungen der globalen Rezession auf die Arbeitsmigration aus Zentralasien und die Rücküberweisungen

Von Brigitte Heuer

Zusammenfassung
Im Herbst 2008 wurden düstere Prognosen hinsichtlich der Auswirkungen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Arbeitsmigration im GUS-Raum gestellt: Der Ausfall der für ihre Herkunftsländer lebenswichtigen Rücküberweisungen zusammen mit dem massenhaften Rückstrom »zorniger junger Männer« nach Zentralasien enthalte großen sozialen Sprengstoff. Der folgende Beitrag zeigt, dass die Vorhersagen sich nicht in diesem Ausmaß bestätigt haben. Dennoch gehören die ArbeitsmigrantInnen und ihre Familien in den Herkunftsländern zu den Hauptleidtragenden des wirtschaftlichen Einbruchs.

PDF-Datei in neuem Fenster anzeigen

Zum Weiterlesen

Analyse

Postsowjetische Migration aus Zentralasien nach Russland. Neue Akteure in globalen Migrationsprozessen

Von Sergej Abaschin
Die Arbeitsmigration von Zentralasien nach Russland ist derzeit ein viel beachtetes gesellschaftliches und mediales Phänomen. Der Autor weist darauf hin, dass Migrationsprozesse im eurasischen Raum jedoch nichts Neues sind und dass sie zwar besondere Merkmale haben, aber doch Teil weltweiter Wanderungsbewegungen sind. Bis in die 1970er Jahre war Zentralasien Einwanderungsregion, seitdem haben unter anderem sinkende Geburtenraten in Russland bei steigenden Zahlen in Zentralasien für eine Umkehr gesorgt, in den 1990er Jahren aber auch die Abwanderung von Angehörigen nichtzentralasiatischer Nationalitäten in ihre nominelle »Heimat«. Die Migration von arbeitsuchenden Kirgisen, Tadschiken und Usbeken nach Russland setzte dann Ende der 1990er Jahre ein und erreichte 2014 ihren bisherigen Höhepunkt. In der Masse planen die Migranten nicht ihre dauerhafte Umsiedlung, sondern eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer, langfristig ist aber mit immer mehr Menschen zu rechnen, die die russische Staatsbürgerschaft annehmen und sich endgültig in Russland niederlassen. (…)
Zum Artikel
Analyse

Ethnonationalismus in Kirgistan. Die Ereignisse im Juni 2010

Von Judith Beyer
In Kirgistan ist seit der Unabhängigkeit unter wechselnden Regierungen ein Staat errichtet worden, der sich an der Sprache, an imaginierten Ursprüngen, an der neu geschriebenen Geschichte und an als »typisch kirgisisch« verstandenen Werten und Traditionen orientiert. Andere ethnische Gruppen werden geduldet, aber nicht aktiv in den Prozess der Nationswerdung einbezogen. Der Konflikt zwischen ethnischen Kirgisen und ethnischen Usbeken im Juni 2010 geht daher nach Ansicht der Autorin nicht auf weit in der Vergangenheit liegende historische Unterschiede zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen oder die Problematik der Grenzziehung in der Sowjetzeit zurück. Das Problem liegt vielmehr darin, dass in den letzten zwanzig Jahren kirgisische Ethnizität zum Hauptmarker kirgisischer Staatlichkeit gemacht wurde.
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS