Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts im Osten der Ukraine (nach Angaben des IWF)

Die östlichen Regionen, die von dem Konflikt betroffen sind, stellen einen nicht vernachlässigbaren Teil der Wirtschaft dar. Im Jahr 2012 entfielen auf die Regionen Donezk und Luhansk 15,75 Prozent des BIPs der Ukraine. Im ersten Quartal 2014 belief sich ihr Anteil an der Gesamtindustrieproduktion auf 23 Prozent und der am Einzelhandel auf 14,5 Prozent. Darüber hinaus stammten 23 Prozent der gesamten Warenexporte und 6,75 Prozent der gesamten Warenimporte aus den beiden Regionen.

Entsprechend betrifft die starke Verringerung der wirtschaftlichen Aktivitäten in den östlichen Regionen die Wirtschaftsleistung der Ukraine direkt (siehe Tabelle 1 auf S. 14/15). Außerdem wirkt sich die durch den Konflikt erzeugte Unsicherheit negativ sowohl auf das Vertrauen bei Unternehmen und Verbrauchern im ganzen Land als auch auf die Risikoeinschätzung des Landes durch Investoren aus.

Die Einlagenabflüsse privater Haushalte lagen in den beiden Regionen im Zeitraum Januar bis Juli 2014 (rund 33 Prozent seit Ende 2013) über dem Landesdurchschnitt der Ukraine (19,5 Prozent), was den Liquiditätsbedarf der Banken erhöhte. Das war noch handhabbar, da die beiden Regionen vor der Krise einen Anteil von nur etwa elf Prozent an den Gesamteinlagen der privaten Haushalte hatten. Es wurden zwar lokale Niederlassungen der Nationalen Bank der Ukraine in Donezk und Luhansk geschlossen, ihre Bilanzen werden jedoch in Kiew ausgeglichen und das Zahlungssystem scheint mehr oder weniger normal zu funktionieren, auch die Bezahlung der Lieferungen von Gütern nach und aus Russland, obwohl diese Lieferungen stark zurückgegangen sind.

Die Steuereinnahmen – vor allem der Steuern, die in den Staatshaushalt fließen – sind in den östlichen Regionen im Vergleich zum Rest der Ukraine gesunken (siehe Tabelle 2 auf S. 15). Zeitweise gab es Störungen im Arbeitsablauf der Steuerverwaltungen in Donezk und Luhansk.

Quelle: IMF, First Review under the Stand-By Arrangement, September 02, 2014, p. 6, <http://www.imf.org/external/pubs/ft/scr/2014/cr14263.pdf>

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Analyse

Die ökonomische Bedeutung des ukrainischen Donbass

Von Vlad Mykhnenko
Das Donezkbecken (oder der Donbass) ist eine Kohleabbau- und Industrieregion in der östlichen Ukraine. Er umfasst das Gebiet zwischen den Flusstälern des Donez und des unteren Dnepr. Verwaltungsrechtlich besteht der Donbass vor allem aus zwei Oblasten: Donezk und Luhansk. Der westliche Teil des Kohleabbaugebiets liegt in dem Distrikt Pawlohradskyi der Oblast Dnipropetrowsk, im Osten reicht es in den Distrikt Oktiabrskii der russischen Oblast Rostow hinein. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind jedoch mit dem Donbass fast ausschließlich die ukrainischen Oblaste Donezk und Luhansk gemeint, die im Zentrum dieses Artikels stehen. (…)
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Analyse

An der Grenze: Krieg und Industriekrise in der Oblast Luhansk

Von Brian Milakovsky
Die angespannte wirtschaftliche Situation der auf Schwerindustrie ausgerichteten Oblast Luhansk im Osten der Ukraine wurde durch den seit 2014 anhaltenden bewaffneten Konflikt im Donbas noch verschärft. Rund 80 Prozent des Territoriums sind von pro-russischen Separatisten besetzt und damit außerhalb der Kontrolle der ukrainischen Zentralregierung. Im Zuge der Kampfhandlungen, der Zerstörung von Infrastruktur und Fabriken sowie infolge einer 2017 verhängten Wirtschaftsblockade und dem faktischen Wegfall des russischen Marktes steht die Region vor immensen wirtschaftlichen und damit sozialen Herausforderungen. Für das von der ukrainischen Regierung kontrollierte Gebiet der Luhansker Oblast fehlt es an einer umfassenden Strategie zum Wiederaufbau und zur wirtschaftlichen Revitalisierung. In dieser schwierigen Situation finden sich kleine und mittlere Unternehmer besser zurecht, reagieren mit innovativen Lösungen und bieten Perspektiven für die von Krieg und Industriekrise geplagte Region. (…)
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