Dmitrij Kiseljow, Chef der neuen Internationalen Informationsagentur »Russland heute«

Dmitrij Konstantinowitsch Kiseljow wird am 26. April 1954 in Moskau geboren.

1978 schließt er sein Studium der skandinavischen Philologie an der Leningrader Staatlichen Universität ab.

Von 1978 bis 1989 arbeitet er für die Norwegen- und die Polen-Redaktion des Zentralen Auslandsrundfunks »Gosteleradio« sowie für den »Ausländischen Radiodienst«, der Sendungen in englischer Sprache ausstrahlte.

Von 1988 bis 1991 arbeitet Kiseljow beim Zentralen Fernsehen der Sowjetunion (»ZT SSSR«) als Korrespondent der Nachrichtensendung »Wremja«, von Ende 1989 bis Januar 1991 ist er zudem Sprecher beim »Fernsehnachrichtendienst« (TSN), einer Nachrichtensendung des Ersten Programms des Zentralen Fernsehens.

Mit dem Ende des sowjetischen Staatsfernsehens wechselt Kiseljow zum staatlichen russischen Sender »Ostankino« (später ORT, heute: Erster Kanal), für den er von 1991 bis Ende 1996 die nächtlichen Nachrichtensendungen moderierte. Parallel dazu kooperierte er mit verschiedenen Fernsehanstalten, darunter der ARD, RTL und der japanischen NHK, in unterschiedlichen Projekten.

Von 1992 bis 1994 ist er Leiter des Regionalbüros des Fernsehsenders »Ostankino« für Nordeuropa und Benelux.

Nach der Ermordung Wladislaw Listjews, des Generaldirektors des Ersten Kanals (ORT), am 1. März 1995 übernimmt Kiseljow dessen Interviewsendung »Tschas Pik« (Spitzenzeit) bis September 1996. Von 1994–1996 ist er Moderator der Sendung »Okno w Jewropu« (Fenster nach Europa) auf ORT.

Von 1997 bis 2003 ist er Moderator der Talk-Show »Nazionalnyj Interes« (Nationales Interesse), die Anfangs von Ren TV, von September 1997 bis Mai 1998 vom Staatssender RTR (heute Rossija 1) und anschließend vom Ukrainischen Sender ICTV ausgestrahlt wird. Von 2000 bis 2003 zudem Chefredakteur für Informationsdienste des Ukrainischen Senders ICTV.

2003 wechselt Kiseljow wieder zum russischen Staatsfernsehen RTR. Anfangs als Moderator der Sendungen »Utrennij Rasgowor« (Gespräch am Morgen) und »Awtoritet« (Autorität), 2003–2004 von »Parlamentskij Tschas« (Parlamentsstunde), 2006 – 2008 als Ko-Moderator der Nachrichtensendung »Westi« mit Maria Sittel.

2006 Wiederaufnahme der gesellschaftspolitischen Talkshow »Nationales Interesse« im Fernsehsender »Rossija«.

Im Juli 2008 wird Kiseljow zum Stellvertretenden Generaldirektor des »Allrussischen staatlichen Fernseh- und Rundfunkunternehmens« (VGTRK) berufen.

Im März 2012 übernimmt er die Sendung »Istoritscheskij Prozess« (Historischer Prozess), die zuvor von Sergej Kurginjan moderiert wurde (siehe auch dessen Kurzbiographie in den Russland-Analysen 256/2013 »Rechtsradikalismus in Russland«; <http://www.laender-analysen.de/russland/pdf/Russlandanalysen256.pdf>).

Seit August 2012 ist er Moderator der Sendung »Westi Nedeli« (Nachrichten der Woche).

9. Dezember 2013 wird er von Präsident Wladimir Putin per Erlass zum Generaldirektor der Internationalen Informationsagentur »Russland Heute« berufen, die auf der Basis der Nachrichtenagentur RIA Novosti und des Radiosenders Golos Rossii (Stimme Russlands) errichtet wird und die staatliche Politik und russische Lebenswelt im Ausland verbreiten soll.

Kiseljow ist Autor mehrerer Dokumentarfilme, unter anderem einer Serie über den Zerfall der Sowjetunion (»SSSR: kruschenije« – UdSSR: Zusammenbruch) sowie einiger Biographien (»Sacharov«, »100 dnej Gorbatschowa« – 100 Tage Gorbatschow, »100 dnej Jelzina« – 100 Tage Jelzin).

Verwendete Quellen: Kiseljows Biographien unter: <http://www.gazeta.ru/tags/dmitrii_kiselev.shtml>, <http://koltovskiy.wordpress.com/2013/12/09/дмитрий-киселев-от-гостелерадио-до-ро/>, <http://www.moskva-tyt.ru/news/20131209-biografiya-dmitriya-kisyeleva-34.html>, <http://www.bestpeopleofrussia.ru/persona/1020/bio>, <http://www.vokrug.tv/person/show/Dmitrii_Kiselev/>.

Markante Äußerungen und Stellungnahmen:

Über die Opposition:

»Die Opposition auf der Straße fordert politischen Wettbewerb, bereit für diesen ist aber nur Putin. […] Die schreiende Opposition ist zu einem politischen Wettbewerb nicht bereit, unabhängig von allen Stützen, mit denen sie der Kreml ausstattet. Sie ist nicht bereit, weil die Latte der Anforderungen an sich selbst herabgesetzt ist – die professionellen, moralischen und sportlichen.«

Quelle: Bolschoj Gorod: 5 samych jarkych wyskasywanii Dmitrija Kiseljowa…, 9. Dezember 2013, unter: <http://bg.ru/society/5_vyskazyvanij_dmitrija_kiseleva-20557/>.

Über Journalisten und den Journalismus:

»Ein Journalist sollte nicht von der Ethik getrennt werden. Die Personen, die Sie am Bildschirm sehen, sind aber häufig nicht als Journalisten zu bezeichnen, da sie oftmals bloße Agitatoren sind. […] Aufgabe des Journalisten ist es meiner Meinung nach, die richtigen Proportionen der Welt, ein vollständiges Bild der Welt zu zeigen. Es ist eher das Problem des Publikums, das vor dem Bildschirm sitzt und verstehen muss, wer dort zu sehen ist – ein Journalist oder ein Agitator. […] Jegliche Herabsetzung der Messlatte, jegliche Absenkung der Moral und der Regeln werden die Menschen fressen; eines schönen Tages jedoch werden wir uns selbst wie Schweine im Dreck schwimmen sehen. Und es wird eine solche Gesellschaft geben. Und wir werden uns gegenseitig mitsamt dem Dreck fressen. Und genau dort werden wir uns wiederfinden. Weiter absinken werden wir dann nicht mehr können.« (1999).

Quelle: Wedomosti: Dmitrij Kiseljow, 1999 god, 9. Dezember 2013, unter: <http://www.vedomosti.ru/politics/news/19856721/dmitrij-kiselev-izbrannoe>

Über Alexej Nawalnyj:

»Die Texte, die Nawalnyj heute gewidmet werden, klingen wie ein Goebbelscher Gruß an den Führer. […] Die Anhänger Nawalnyjs, die für ihn agitieren, greifen auf Technologien zur Werbung für Hitler zurück. […] Er [Nawalnyj] ist ein Hanswurst.«

Quelle: Vera Kitschanowa: Dmitrij Kiseljow: Nawalnyj ne Gitler, a nasekomoje i schut gorochowyj, in: Slon.ru, 25. September 2013, unter: <http://slon.ru/fast/russia/dmitriy-kiselev-navalnyy-ne-gitler-a-nasekomoe-i-shut-gorokhovyy-995874.xhtml>.

Über Homosexuelle:

»Ich finde, dass die Bestrafung von Schwulen wegen Propaganda für Homosexualität unter Minderjährigen zu wenig ist. Man sollte ihnen die Blut- und Spermaspende verbieten und ihre Herzen, im Falle eines Autounfalls, in der Erde vergraben oder verbrennen, als unbrauchbar für die Verlängerung jeglichen anderen Lebens.«

Quelle: Bolschoj Gorod: Dmitrij Kiseljow objasnil swojo predloschenije…, 12. August 2013, unter: <http://bg.ru/society/dmitrij_kiselev_objasnil_svoe_predlozhenie_szhigat-19070/>.

[Seine Aussage bezeichnet Kiseljow als »gesunde Provokation«. Die Probleme der Schwulen würden Russland künstlich aufgebürdet, und nicht von den Schwulen selbst, sagte er.] »Da sie unselbstständig sind, wohl ihrer Natur nach, und daran gewöhnt, dass man sie ausgenutzt, werden sie nun auch von jenen benutzt, die einen Vorwand suchen, die Olympiade in Sotschi zu boykottieren. Unsere Schwulen wurden einfach grob benutzt.«

Quelle: Vera Kitschanowa: Dmitrij Kiseljow: Nawalnyj ne Gitler, a nasekomoje i schut gorochowyj, in: Slon.ru, 25. September 2013, unter: <http://slon.ru/fast/russia/dmitriy-kiselev-navalnyy-ne-gitler-a-nasekomoe-i-shut-gorokhovyy-995874.xhtml>.

Zur Situation in der Ukraine

»Das innerhalb der EU Koalitionstrio ›Schweden – Polen – Litauen‹ tut alles, um Russland zu ärgern, die Ukraine ist dabei nur ein Zünder. Erinnert das nicht an etwas? Das Königreich Schweden, die Rzeczpospolita [Polnische Republik], das Großfürstentum Litauen – das ist genau jenes Bündnis, mit dem sich Peter der Große 1709 ruhmreich bei Poltawa geschlagen hat. In dieser Woche [die Woche vor dem ›Euromaidan‹; Bolschoj Gorod] zeigte sich diese Koalition in voller Größe… Das sah aus wie Durst nach einer Revanche für Poltawa.«

Quelle: Bolschoj Gorod: 5 samych jarkych wyskasywanij Dmitrija Kiseljowa…, 9. Dezember 2013, unter: <http://bg.ru/society/5_vyskazyvanij_dmitrija_kiseleva-20557/>.

Zusammengestellt und übersetzt von Christoph Laug, Freiburg


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