»Moderne Zeiten«. Bewegung in der russischen Politik?

Von Hans-Henning Schröder

Zusammenfassung
Die Medwedew-Administration hat 2009 eine umfassende Modernisierungspolitik eingeleitet, die darauf angelegt ist, die zahlreichen Probleme zu überwinden, die Russlands Entwicklung behindern. 2010 sind erste konkrete Ansätze dieser Politik zu erkennen. Es steht aber nicht zu erwarten, dass man bei der Restrukturierung des Staatsapparates, dem Austausch des Personals oder der Bekämpfung der Korruption kurzfristig Erfolge verzeichnen kann. Immerhin gibt es in einigen Bereichen gewisse Veränderungen. Am augenfälligsten ist dies bei der Reform des Innenministeriums und der Miliz. Die von der Medwedew-Administration eingeleiteten Maßnahmen werden auch von einer Öffentlichkeit begleitet, die das Internet als Medium für Kritik nutzt. Doch Demokratisierung ist nicht das Ziel der Modernisierungspolitik. Ziel ist eine funktionierende Machtvertikale mit einem loyalen Gouverneurskorps, flankiert von Parlamenten, die von den Systemparteien beherrscht werden. Für Initiativen von unten ist kein Raum. Im Übrigen geht es 2010 auch darum, im Vorfeld der Entscheidung für die Nachfolge im Präsidentenamt, die in der zweiten Jahreshälfte 2011 getroffen wird, Allianzen zu schmieden und mögliche Gegenspieler zu schwächen.

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Artikel

Antirevolutionäre Revolutionserinnerungspolitik: Russlands Regime und der Geist der Revolution

Von Il’ja Kalinin
Russlands Führung steht im Jahr 2017 vor einer Herausforderung: Sie muss Erinnerung an die Oktoberrevolution in ein Geschichtsbild verpacken, das Revolutionen als solche ablehnt. Ihre zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. Doch es geht nicht um den Bürgerkrieg 1917–1920. Die Vergangenheit ist nur vorgeschoben. Es geht darum, jede Form von Kritik am heutigen Regime als Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens zu diffamieren und mit dem Stigma zerstörerischer revolutionärer Tätigkeit zu belegen. (…)
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Kommentar

Der Präsident und die »Zivilgesellschaft«

Von Hans-Henning Schröder
In Russland hat sich eine aktive und dynamische zivilgesellschaftliche Struktur herausgebildet, allerdings ist sie im Vergleich mit anderen Ländern noch recht schwach entwickelt. Ein Grundproblem ist das ungeklärte Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft. Zivilgesellschaftliche Aktivitäten werden vom Staat teilweise behindert, teilweise aber auch gefördert. Insgesamt spielt das Verhältnis von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu den Behörden offenbar eine wesentlich wichtigere Rolle als die Unterstützung durch ausländische Geberorganisationen, die nur einen Bruchteil der NGOs erreichen. Alles in allem ist eine verhalten positive Tendenz zu erkennen. (…)
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