Analyse Von Peter Lindner, Evelyn Moser
Der Enttäuschung über die ausbleibende Entwicklung marktwirtschaftlicher Strukturen im ländlichen Raum liegt häufi g ein doppeltes Missverständnis zu Grunde: Erstens wird Privatisierung primär als die formale Schaff ung individualisierter Eigentumsrechte und nicht als Etablierung neuer sozialer Praktiken verstanden. Zweitens erscheint »Markt« als die natürliche Folge dieser Eigentumsrechte und nicht als das Ergebnis wesentlich komplexerer Veränderungen, für die Privateigentum nur ein Faktor unter vielen ist. Die Neuaushandlung des Verhältnisses zwischen privatisierten Großbetrieben, der Gemeindeverwaltung und den Haushalten im ländlichen Raum im Rahmen der Einführung einer lokalen Selbstverwaltung 2006–2009 stellt aus dieser Perspektive nur die jüngste Phase eines lang andauernden Marketization-Prozesses dar.
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Analyse Von Stephen K. Wegren
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben im russischen Landwirtschaftssystem enorme Veränderungen stattgefunden. Sie betreff en Produktionsformen und -mengen genauso wie den Lebensmittelhandel. Trotz neoliberaler Reformen fi ndet sich Russland in einer Situation wieder, die mit den frühen 1990er Jahren vergleichbar ist: Gestiegene Lebensmittelimporte gehen mit wachsendem Kostenaufwand für die Landwirtschaftsbetriebe und höheren Lebensmittelpreisen für die Verbraucher einher. Das Ergebnis ist die konstant gebliebene Suche Russlands nach »Lebensmittelsicherheit«.
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