Gesetzesentwurf über das Hl. Maximilian Kolbe-Institut zur Entwicklung der Polnischen Sprache*

1. September 2022

[…]

Begründung

Der Gesetzesentwurf sieht die Gründung des Hl.-Maximilian-Kolbe Instituts zur Entwicklung der Polnischen Sprache mit Sitz in Warschau vor und bestimmt Ziel und Aufgaben des Instituts sowie seine Arbeits- und Funktionsweise.

Das Ziel der Tätigkeiten des Instituts wird sein, die Entwicklung der polnischen Sprache im Ausland zu unterstützen. Vor dem Hintergrund der ausdifferenzierten Aktivitäten des Instituts, das sich an Personen richtet, die in der ganzen Welt leben, sowie mit dem Ziel, die Aktivitäten des polnischen Staates in diesem Bereich zu optimieren, wird vorgeschlagen, ein eigenes Institut zu gründen mit dem Status einer staatlichen juristischen Person, das die gesetzlich festgelegten Aufgaben umsetzt.

Schätzungen zufolge leben außerhalb des Gebietes der Republik Polen 18 bis 20 Millionen Polen und Personen polnischer Herkunft. Ein Drittel dieser Gruppe sind Polen, die in Polen geboren wurden und dort aufwuchsen, der übrige Teil sind Personen polnischer Herkunft mit unterschiedlich starken Bindungen an das Polentum. Was die Anzahl im Verhältnis zur Bevölkerung im Herkunftsland betrifft, belegen die Polonia und die Polen im Ausland weltweit den sechsten Platz. Besondere Aufmerksamkeit gebührt aufgrund ihrer Anzahl den polnischen Staatsbürgern, die in der Bundesrepublik Deutschland leben, das sind 866.690 Personen (Angaben des Statistischen Bundesamtes 2020). Die Statistik berücksichtigt dabei nicht die Personen mit doppelter, der polnischen und der deutschen, Staatsbürgerschaft und auch nicht Personen mit polnischen Wurzeln, die ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Weiter gefasst, ist von ca. zwei Millionen Personen mit polnischem Migrationshintergrund in der Bundesrepublik Deutschland auszugehen.

Gleichzeitig gilt es zu unterstreichen, dass es richtig ist, die polnische Sprache als Fremdsprache in der Personengruppe derer, die keine polnische Herkunft haben, zu verbreiten sowie dass es richtig ist, dass der polnische Staat eine Rolle bei der Realisierung dieser Tätigkeiten übernimmt. Polnischkenntnisse in dieser Personengruppe begünstigen nicht nur den unmittelbaren Kontakt mit der polnischen Kultur und Tradition im weiten Sinne – und, was damit einhergeht, die Werbung für Polen –, sondern dienen auch der Realisierung von bestimmten Vorhaben, z. B. geschäftlichen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beitragen. Das Interesse am Polnischunterricht als Fremdsprachenunterricht spiegelt u. a. die Zahl der ausländischen Hochschulen wider, die jährlich ihr Interesse melden, über die Nationale Agentur für Akademischen Austausch (Narodowa Agencja Wymiany AkademickiejNAWA) Lektoren für die polnische Sprache als Fremdsprache für die Tätigkeit an der betreffenden Hochschule zugewiesen zu bekommen. Die jährliche Zahl dieser Hochschulen beträgt schätzungsweise mehr als 50.

Eine so große Personengruppe zu unterstützen, macht es erforderlich, ein Institut zu gründen, dessen Ziel die Koordination und Stärkung der bisherigen Aktivitäten im Bereich der Kultivierung der polnischen Tradition und des Wertes der polnischen Sprache sowie der Förderung der polnischen Sprache als Muttersprache in der Polonia und unter den Polen im Ausland, aber auch der polnischen Sprache als Fremdsprache unter den Personen, die keine polnischen Staatsbürger sind und keine polnischen Wurzeln haben, sein wird.

Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft übernimmt in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium, das die Politik gegenüber der Polonia und den Polen im Ausland verantwortet, Aufgaben zugunsten der Polonia und der Polen im Ausland. Diese Aufgaben umfassen vor allem Aktivitäten, die dazu dienen, die polnische Tradition und den Wert der polnischen Sprache als Muttersprache zu kultivieren sowie Bindungen an Polen aufzubauen, aufrechtzuerhalten und zu entwickeln, mit dem Ziel, das intellektuelle, kulturelle, wirtschaftliche und politische Potential der Polonia und der Polen im Ausland im Interesse der Republik Polen zu aktivieren, sowie eine polnische Community zu schaffen und zu stärken, die die polnischen Angelegenheiten unterstützt. Die Aktivitäten, die das Ministerium für Bildung und Wissenschaft mit Blick auf die Polonia und die Polen im Ausland realisiert, haben zum Ziel, insbesondere das Gefühl der nationalen Identität zu prägen und aufrechtzuerhalten mittels Lehre der polnischen Sprache und in der polnischen Sprache.

[…]

Vorgeschlagen wird, dass der Aufgabenbereich des Instituts Folgendes umfasst:

Unterstützung der Kultivierung der polnischen Tradition und des Wertes der polnischen Sprache als Muttersprache sowie der Förderung der polnischen Sprache als Muttersprache in der Polonia und unter den im Ausland lebenden Polen;Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der Polonia und den im Ausland lebenden Polen mit den in der Republik Polen tätigen Institutionen, insbesondere im Bereich der Bildung und Wissenschaft;Unterstützung von Bildungs- und Wissenschaftsinitiativen und -projekten, die zum Ziel haben, die Kenntnisse der polnischen Sprache zu vertiefen;Verbreitung der polnischen Sprache als Fremdsprache.

[…]

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

* Instytut Rozwoju Języka Polskiego im. Świętego Maksymiliana Marii Kolbego

Quelle: https://orka.sejm.gov.pl/Druki9ka.nsf/Projekty/9-020-1004-2022/$file/9-020-1004-2022.pdf?TSPD_101_R0=08a02c1a15ab200036dc51f604a4ed5e31468f2bf1ea1d88a8908f4283667491910dd8787d0016790852e9659414300035f9780f1290d40a06b53feec144b0bab2513aa91c1048af2d63176a93bb4d04522758365cf2db6c8dabb1a6c5a3481e

(abgerufen am 05.09.2022).

Zum Weiterlesen

Analyse

Zwischen Wissenschaft und Politik. Die institutionelle Landschaft in Polen unter der PiS-Regierung

Von Peter Oliver Loew
Die seit 2015 von der Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) geführte Regierung hat in den vergangenen sieben Jahren mehrere Dutzend neue Institute, Agenturen und Fonds gegründet, die teils wissenschaftlichen, teils nicht-wissenschaftlichen Zwecken dienen. Bereits im Frühjahr 2021 erklärte die Regierung auf die Anfrage einer oppositionellen Abgeordneten, es seien 35 derartige Einrichtungen neu geschaffen worden, und seitdem sind noch einige dazugekommen. Teils füllen die Institute tatsächlich Lücken im Bereich der wissenschaftlichen oder kulturellen Infrastruktur, teils sind sie Elemente des umfassenden PiS-Projekts, alternative Eliten zu etablieren und ihnen eine materielle Basis zu verleihen, die ihnen auf Dauer Einfluss auf die Entwicklung der polnischen Gesellschaft geben soll. Der Beitrag liefert einen Überblick über einige der wichtigsten neu entstandenen oder umgestalteten Institute, die in unterschiedlichem Maße Gegenstand der öffentlichen Debatte gewesen sind. Für eine umfassende Analyse ist es aufgrund der meist erst seit wenigen Jahren oder gar Monaten andauernden Arbeit der Einrichtungen noch zu früh, weshalb die folgenden Ausführungen eher einen deskriptiven Charakter haben. (…)
Zum Artikel

Logo FSO
Logo DGO
Logo ZOIS
Logo DPI
Logo IAMO
Logo IOS