Mitteilung des polnischen Verteidigungsministeriums zum Ende des polnischen Afghanistaneinsatzes

Das Ende der Mission in Afghanistan. Nach fast zwei Jahrzehnten kehren die Polen nach Hause zurück

30.06.2021

Zusammen mit ihrem Befehlshaber Oberst Paweł Pytko kehrten die Soldaten der letzten, XIII. Ablösung des Polnischen Militärkontingents Afghanistan nach Polen zurück. Die polnischen Soldaten waren fast 20 Jahre in Afghanistan präsent. Es war einer der längsten und schwierigsten Auslandseinsätze der Polnischen Streitkräfte. Mehr als 33.000 Soldaten und Angestellte des Verteidigungsressorts nahmen an ihm teil.

»Ich danke euch für euren Dienst. Dafür, dass ihr und eure Kollegen Polen in allen Jahren würdig in der Mission in Afghanistan repräsentiert habt. Mit eurer Ankunft heute hier in Breslau [Wrocław] ist die Mission der Polen in Afghanistan beendet. Das war die Entscheidung des Bündnisses. Ihr habt die Mission erfüllt, ihr habt bewiesen, dass die Soldaten der Polnischen Streitkräfte in der Lage sind, unsere Verbündeten immer zu unterstützen, wenn Bedarf besteht, und dabei handelte es sich um eine Mission, die eine ungeheure Herausforderung darstellte. Man kann sagen, dass gerade die Mission in Afghanistan – neben der Mission im Irak – die größte Herausforderung war, vor der das Polnische Militär seit dem Zweiten Weltkrieg stand. Diese Prüfung wurde mit einer hervorragenden Note bestanden«, sagte Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak während der Begrüßung der letzten Ablösung des Polnischen Militärkontingents Afghanistan in Polen.

Am Mittwoch, den 30. Juni 2021 nahm der Chef des Verteidigungsministeriums in Breslau an der Begrüßung der von der letzten Ablösung im Rahmen des Polnischen Militärkontingents Afghanistan zurückkehrenden Soldaten teil.

»Wir können sagen, dass die Soldaten der Polnischen Streitkräfte durch ihre Teilnahme an der Mission in Afghanistan ihre militärischen Fertigkeiten ausgebaut haben. Man kann sagen, dass das Polnische Militär wertvolle Erfahrungen erworben hat. Unterstrichen werden soll auch, dass ihr durch die Schulung der Soldaten der afghanischen Armee eine sehr gute Arbeit geleistet habt, weil ihr in dem fernen Land Sicherheit aufgebaut habt. Es muss ebenfalls betont werden, dass ihr auch die Zivilbevölkerung unterstützt habt. Das alles wurde wahrgenommen, das alles wird erinnert, dass alles wird wertgeschätzt«, sagte der Chef des Verteidigungsministeriums während der Begrüßung der polnischen Soldaten.

Die polnische Militärpräsenz in Afghanistan war eine Folge der Bildung einer internationalen Koalition nach dem Terrorangriff auf das World Trade Center am 11. September 2001. Seit dem Jahr 2002 nahmen die Polnischen Streitkräfte als Polnisches Militärkontingent bei drei Operationen auf dem Gebiet Afghanistans teil: Enduring Freedom (2002 bis 2007), International Security Assistance Force – ISAF (2003 bis 2014), Resolute Support (2015 bis 2021).

Der Chef des Verteidigungsministeriums erinnerte auch an die, die den Einsatz mit dem höchsten Preis, dem Leben, bezahlt haben. »Leider kehrten 43 Soldaten nicht von der Afghanistanmission zurück, 200 wurden verletzt. Der polnische Staat vergisst sie und ihre Familien nicht. Vor zwei Jahren wurde das Veteranengesetz novelliert, der Umfang der Unterstützung, die der polnische Staat den Veteranen und ihren Familien zuteilwerden lässt, wurde deutlich vergrößert«, sagte er. Die Gefallenen wurden mit einer Schweigeminute geehrt.

Die Mission in Afghanistan war eine Prüfung in einem realen Kampfgebiet. Mit der Zeit wandelte sich der reine Kampfeinsatz zu einer Stabilisierungs- und Schulungsmission. Der polnische Soldat hat mit seiner Haltung in allen Jahren gezeigt, dass die Polnischen Streitkräfte ein sicherer und glaubwürdiger Partner für die Verbündeten und die Koalitionäre sind, ein hervorragend ausgebildeter Gegner für den Feind und Unterstützung für die, die selbst nicht in der Lage sind, für ihre Sicherheit zu sorgen. Während der Mission waren die polnischen Soldaten an 26 Orten (Basen, Punkte, Camps, Wachposten) eingesetzt und waren verantwortlich für die Provinz Ghazni.

Die Streitkräfte der Republik Polen sind dank der u. a. in der Afghanistanmission erworbenen Erfahrungen besser auf die Wirklichkeit des Schlachtfeldes der Gegenwart vorbereitet als nach Übungen und Schulungen auf dem Truppenübungsplatz. Die Funktionsfähigkeit des Polnischen Militär in einer multinationalen Umgebung wird für weitere Aktivitäten der Polnischen Armee genutzt. Unser Land ist Empfänger der in Polen anwesenden verbündeten Kräfte – in Polen wurden Bündnisinitiativen für eine erweiterte Präsenz zur Vergrößerung des Verteidigungspotentials und Abschreckungskräfte der NATO an der Ostflanke des Nordatlantikbündnisses angesiedelt.

Die wertvollen Erfahrungen der Afghanistanmission haben Einfluss auf die Aktualisierung und Verbesserung der Schulungsprogramme, die Vorbereitung der Soldaten und ihre Ausrüstung. Die Mission geht mit der Erfahrung einher, in einem Konflikt zu handeln, der irregulär ist, sie hat aber auch die Modernisierungsprozesse in der Polnischen Armee beschleunigt und intensiviert. Afghanistan bedeutet außerdem die Stärkung der Kontakte mit den Bündnispartnern und die Erarbeitung einer starken Position der Polnischen Streitkräfte auf internationaler Bühne.

Übersetzung aus dem Polnischen: Silke Plate

Quelle: Ministerstwo Obrony Narodowej [Ministerium der Nationalen Verteidigung]. https://www.gov.pl/web/obrona-narodowa/koniec-misji-w-afganistanie-po-prawie-dwoch-dekadach-polacy-wracaja-do-domu (abgerufen am 13.10.2021).

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Analyse

Polen und Afghanistan: eine reichhaltige (vergessene) Vergangenheit und schwierige Gegenwart

Von Adam Balcer
Im August 2021 endete nach knapp 20 Jahren der Einsatz der polnischen Streitkräfte in Afghanistan, die größte und längste Friedens- und Stabilisierungsmission in der Geschichte Polens. Ihr Ende ging mit der größten Evakuierungsaktion von Ausländern in der Geschichte Polens einher. Seit Anfang August herrscht außerdem an der polnisch-belarussischen Grenze eine von Belarus hervorgerufene humanitäre Krise, unter der auch Menschen aus Afghanistan leiden. Ihr Ausmaß ist beispiellos in der polnischen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings reichen die Verbindungen zwischen Polen und Afghanistan deutlich über die aktuelle Gegenwart und jüngste Vergangenheit zurück und beschränken sich nicht nur auf Kriege und Flüchtlinge. (…)
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