Aktuelle Ausgabe der Russland-Analysen
Neue Chronik-Einträge
| Russland | 09.05.2025 | Die Europäische Union beschließt, aus den Erträgen eingefrorener russischer Vermögenswerte eine Milliarde Euro für die Unterstützung der ukrainischen Rüstungsindustrie bereitzustellen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas gibt bei einem Besuch in Lwiw bekannt, dass das Geld direkt ukrainischen Verteidigungsunternehmen und als zusätzliche militärische Hilfe zur Verfügung gestellt wird. Die Maßnahme ist Teil einer neuen Strategie zur Unterstützung der Ukraine nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump, der die amerikanische Militärhilfe deutlich kritisiert hatte. Seit Beginn des Krieges sind in westlichen Ländern rund 300 Milliarden US-Dollar Vermögenswerte der russischen Zentralbank eingefroren, vor allem in Europa. Russland kritisiert die EU-Entscheidung als Diebstahl und kündigt Gegenmaßnahmen an. |
| Russland | 10.05.2025 | Moskau knüpft seine Zustimmung zu einer 30-tägigen Waffenruhe in der Ukraine weiterhin an die Bedingung, dass die USA und EU sämtliche Waffenlieferungen an Kyjiw einstellen. Kremlsprecher Dmitrij Peskow erklärt, die Waffenpause dürfe der Ukraine keinen Vorteil verschaffen, sie solle keine Zeit zur Mobilmachung und Ausbildung neuer Soldat:innen bieten. Russland wirft Kyjiw erneut vor, sich ernsthaften Verhandlungen zu verweigern. Ungeachtet der anhaltenden Gespräche starten russische Truppen erneut Drohnenangriffe auf zahlreiche ukrainische Städte. Zuvor hatte die Ukraine zusammen mit europäischen Verbündeten eine 30-tägigeg Feuerpause gefordert. |
| Russland | 11.05.2025 | Präsident Wladimir Putin schlägt die vorgeschlagene Waffenrufe aus und stattdessen direkte Gespräche über Friedensverhandlungen zunächst ohne Vorbedingungen zwischen Russland und der Ukraine am 15. Mai in Istanbul vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert dabei ein direktes Treffen zwischen ihm und Putin. Die Initiative Putins gilt als erster ernsthafter Versuch seit Monaten, einer diplomatischen Lösung näherzukommen. Wenige Tage später sagen zunächst Putin, dann der US-amerikanische Präsident Donald Trump und schließlich auch Wolodymyr Selenskyj ihre Teilnahme ab. Am 16.05.2025 finden direkte Gespräche zwischen einer russischen und ukrainischen Delegation in Istanbul statt. |
| Russland | 16.05.2025 | In Istanbul finden direkte Gespräche zwischen einer russischen Delegation, geführt vom Staatsberater Wladimir Medinski, und einer ukrainischen, geleitet von Verteidigungsminister Rustem Umerow, statt. Es sind die ersten direkten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine seit 2022. Zuvor lehnte Putin ein direktes Treffen mit Selenskyj ab. Nach russischen Angaben waren Themen des Treffens eine mögliche Waffenruhe sowie ein mögliches Treffen zwischen Putin und Selenskyj. Russland beharrt nach wie vor auf hohen Forderungen und Bedingungen wie erheblichen Einschränkungen der militärischen Fähigkeiten der Ukraine, Aufgabe von Territorium und einen Verzicht auf eine NATO-Mitgliedschaft. Die Ukraine lehnt diese Bedingungen als Kapitulation ab und besteht auf Sicherheitsgarantien vor allem von den USA. Im Ergebnis wird ein großer Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen vereinbart. Der türkische Außenminister Hakan Fidan, der die Gesprächsrunde geleitet hatte, schreibt auf X, beide Seiten hätten grundsätzlich zugestimmt, sich wieder zu treffen. Zudem wollten sie schriftlich festhalten, welche Bedingungen aus ihrer Sicht eine Waffenruhe er-möglichen würden. |
| Russland | 20.05.2025 | Die Staatsduma verabschiedet ein Gesetz, das der russischen Regierung künftig erlaubt, die Zahl der kostenpflichtigen Studienplätze in Hochschulen für einzelne Fachrichtungen und Spezialgebiete selbst festzulegen und die Vergabe von Bildungskrediten gezielt zu steuern. Mit dem Gesetz kann der Zugang zu bestimmten Berufsfeldern – vor allem den aus Sicht des Staates durch den Ar-beitsmarkt als „wenig nachgefragt“ eingestuften wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Studienrichtungen – eingeschränkt werden. Gleichzeitig kann die Vergabe von Bildungskrediten für bestimmte Fachrichtungen reduziert und überwiegend nur noch für technisch-naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Fächer genehmigt werden, die als vorrangig für die „technologische Unabhängigkeit“ Russlands gelten. Das Gesetz tritt zum 1. September 2025 in Kraft und soll den bestehenden Fachkräftemangel im Wissenschafts- und Techniksektor beheben. |
Über die Russland-Analysen
Die Russland-Analysen bieten regelmäßig kompetente Einschätzungen aktueller politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Entwicklungen in Russland. Sie machen das Wissen, über das die wissenschaftliche Forschung in reichem Maße verfügt, für Politik, Wirtschaft, Medien und die interessierte Öffentlichkeit verfügbar. Autoren sind internationale Fachwissenschaftler und Experten.
Die Redaktion der Russland-Analysen freut sich, dekoder als langfristigen Partner für die Bereitstellung von Übersetzungen russischer journalistischer Analysen gewonnen zu haben. Auf diesem Wege möchten wir helfen, die Zukunft eines wichtigen Projektes zu sichern und dem russischen Qualitätsjournalismus eine breitere Leserschaft zu ermöglichen. dekoder.org verbindet zwei Content-Typen, die sich gegenseitig ergänzen: übersetzte Originalbeiträge russischer Medien und Erklärtexte von Wissenschaftlern aus europäischen Universitäten. Beide greifen auf dekoder.org ineinander und stellen so ein Instrument zur Verfügung, um „Russland zu entschlüsseln“ und ein direktes Eintauchen in die Debatten des Landes zu ermöglichen.
Die Russland-Analysen werden gemeinsam von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, dem Deutschen Polen-Institut, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien und dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung herausgegeben.
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