Zur kirchlichen Situation in der Ukraine

Von Thomas Bremer

Zusammenfassung
In wohl keinem anderen Staat Mittel- und Osteuropas stellt sich die kirchliche Lage derart kompliziert dar wie in der Ukraine. Gerade dort kommen all die Aspekte zusammen, die in anderen Nachfolgestaaten der UdSSR vereinzelt auftreten. Das führt dazu, dass es heute neben drei orthodoxen und zwei katholischen Kirchen zahlreiche evangelische Gemeinden und Organisationen gibt; außerdem ist der Islam (vor allem auf der Krim, unter den dort lebenden Tataren) sehr verbreitet. Diese komplexe Situation hängt damit zusammen, dass das Gebiet der heutigen Ukraine historisch zu sehr vielen und sehr unterschiedlichen Staaten gehörte. Das hat zum Einen die Ausrichtung der Bevölkerung geprägt, also die Frage beeinflusst, ob sich das Land eher zum Westen oder eher nach Osten (d.h. nach Russland) orientieren sollte; daraus ergeben sich auch kirchliche Implikationen. Zum Anderen hat es auch dafür gesorgt, dass ein ukrainisches Bewusstsein in den verschiedenen Teiles des Landes unterschiedlich entwickelt ist. In manchen Gebieten fühlt man sich sehr deutlich als Ukrainer und als zu Europa gehörig, am stärksten wohl im Westen, dem historischen Galizien, während man im Osten eine enge Verbindung mit Russland für wichtig hält.

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Analyse

Der widerwillige Blick zurück. Judentum und Holocaust in der ukrainischen Erinnerung

Von Anatolij Podolskyj
Die Ukraine war einst ein Zentrum des osteuropäisch-jüdischen Lebens. Im Holocaust wurden die meisten ukrainischen Juden ermordet. Damit ging auch die jüdische Kultur unter. In der Sowjetunion geriet sie in Vergessenheit. Während die offizielle ukrainische Erinnerungspolitik das jüdische Erbe ausblendet, bemühen sich Privatleute und Organisationen darum, die jüdische Kultur und Geschichte als Teil der ukrainischen Identität im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. (…)
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Kommentar

Religion im Ukraine-Konflikt

Von Oleg Friesen
Die Glaubensspaltung zwischen den orthodoxen Patriarchaten hat der Maidan nicht überwunden. Im Gegenteil, der Kirchenstreit ist neu aufgeflammt. Während Priester des Kiewer Patriarchats den Demonstranten auf dem Maidan Rückhalt gaben, blieben die Priester des Moskauer Patriarchats ihm fern.
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